Industriepromotion bei Opel: Wie das funktioniert und wo die Vorteile liegen

Daniel Bischoff macht eine Industriepromotion: zum einen Teil am Fachgebiet Multimedia Kommunikation der TU Darmstadt und zum anderen Teil bei Opel in Rüsselsheim. Wie sie funktioniert und welche Vorteile er sieht, erklärt er uns im Interview.

Daniel, was genau ist eine Industriepromotion? Viele haben zwar schon davon gehört, aber so ganz genau weiß es meistens dann doch niemand.

Im Gegensatz zur „normalen“ Promotion ist man bei einem Industriepartner und an einer wissenschaftlichen Institution angestellt. In meinem Fall sind das Opel und das Fachgebiet Multimedia Kommunikation an der TU Darmstadt. Beide Partner sind bei der Einstellung beteiligt und begleiten das Promotionsverfahren. Man arbeitet dann vornehmlich in Industrieprojekten – bei mir ist das IMAGinE, das Lösungen für kooperatives Fahren erarbeitet.

Und ganz praktisch: Wie bist du auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden?

Ich habe bereits vorher bei Opel gearbeitet. Nach meiner Berufsausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik habe ich meinen Bachelor als sogenanntes KIS-Studium, also kooperatives Ingenieurs-Studium, absolviert.

Da muss ich kurz einhaken. Du hast also von der Pike auf bei Opel gearbeitet und sowohl die Aspekte des Handwerks als auch der Forschung kennengelernt?

Ja, richtig. Ich habe meinen Bachelor dual und meinen Master berufsbegleitend absolviert. Während des Masters bin ich dann auf eine Stellenausschreibung aufmerksam geworden, wo es um Kommunikation zwischen Automobilen ging, was sich gut mit meinen bisherigen Studieninhalten und der praktischen Arbeit als Ingenieur bei Opel deckte. Dort hatte ich mich bereits intensiv mit aktiver Sicherheit durch Kameratechnik, wie bspw. einem Frontkollisionswarner, beschäftigt. Bei der Promotionsstelle ging es genau darum: Das Fahrzeug mit entsprechender Kommunikationstechnik auszustatten, um neue Assistenzsysteme zu entwickeln. So konnte ich meinen Job als Ingenieur quasi pausieren und in die Industriepromotion einsteigen.

Was würdest du sagen, welche Vorteile hat die Industriepromotion gegenüber der Promotion, die ausschließlich an der Universität stattfindet?

Ein Vorteil ist der große Input, den man bekommt. Ich bin zur Hälfte bei Opel und zur Hälfte am Lehrstuhl. So habe ich deutlich mehr Personen zur Interaktion und Diskussion der Forschung. Beide Perspektiven bilden eine gelungene Kombination: Der Einblick in die Industrie, was praktisch gebraucht wird – ohne den Blick auf die aktuelle Forschung zu verlieren. Darüber hinaus hat man durch größere Forschungsprojekte auch mit anderen Industriepartnern aus der Automobilindustrie auf nationaler und internationaler Ebene zu tun. Da entsteht ein sehr, sehr reger Austausch. Und klar, der Sprung ins Berufsleben, sofern man keine akademische Karriere anstrebt, ist nach der Promotion wesentlich einfacher.

Und woran forschst du in deiner Industriepromotion konkret? Damit wir da noch einen kleinen Einblick bekommen.

In meiner Forschung geht es um die Kommunikation bei der kooperativen Manöverabstimmung. Das heißt, Fahrzeuge sollen sich in Zukunft untereinander abstimmen, gerade an heiklen Stellen. Beispielsweise bei der Autobahnauffahrt, damit entsprechende Lücken gelassen werden und der Verkehr sicherer und reibungsloser funktionieren kann. Mein Schwerpunkt dabei ist die Art der Kommunikation: Wieviel Daten muss ich eigentlich senden, damit eine Manöverabstimmung erfolgreich ist? Und über welche Wege kann ich überhaupt kommunizieren? Reicht direkte Kommunikation über einen bestimmten WLAN-Standard, von Auto zu Auto oder kann ich auch das Mobilfunknetz z.B. über LTE nutzen, um die Reichweite nochmal extrem zu verlängern? Letzteres macht frühere Abstimmungen möglich, wenn das andere Auto ebenfalls über das Mobilfunknetz erreichbar ist.

Danke für den interessanten Einblick! Nun können sich sicher mehr Menschen ein Bild davon machen, wie eine Industriepromotion aussieht und ob das für sie in Frage kommt.

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