Neu@KOM: An was die sechs Doktorand*innen aus Berlin forschen

Zusammen mit Prof. Björn Scheuermann sind sechs Doktorand*innen aus Berlin zu uns gekommen. Sie forschen an unterschiedlichen Aspekten zu Kommunikationsnetzen. Im KOM-Blog stellen wir sie vor:

  • Sebastian Rust arbeitet an einem Transportprotokoll zur Videoübertragung.
  • Ansgar Lößer beschäftigt sich mit wissenschaftlichen Workflows.
  • Olga Kondrateva forscht an Kommunikation in Kleinsatellitensystemen.
  • Jan Götte will mit seiner Forschung Hardware vor Cyberangriffen schützen.
  • Leonie Reichert arbeitet daran, die Hoheit über medizinische Daten zu gewährleisten.
  • Leonhard Balduf verbessert das Peer-to-Peer Netzwerk IPFS für Blockchain-Anwendungen.

Sebastian Rust: Transportprotokoll zur Videoübertragung

Sebastian Rust hofft, dass sich die Menschen mithilfe seiner Forschung besser vernetzen können. Foto: privat

1. Was ist das aktuelle Forschungsthema, an dem Du arbeitest?

Ich arbeite an einem Transportprotokoll, welches speziell für Videoübertragungen geeignet ist. Damit können z. B. bei Videokonferenzen mehr Leute besser und stabiler miteinander reden.

2. Visionär und groß gefragt: Wie könnte Deine Forschung die Zukunft mitgestalten?

Ich hoffe, dass meine Forschung dazu beiträgt, dass sich die Menschen besser vernetzen und kommunizieren können. Dass es also zum Beispiel bald kaum noch einen Unterschied macht, ob jemand direkt in Person neben dir steht oder auf der anderen Seite der Erde.

3. Welches Ziel hast Du Dir für die Zeit bei KOM gesetzt?

Ich hoffe, dass Teile meiner Forschung nicht nur hypothetisch bleiben, sondern irgendwo mal tatsächlich „in der freien Wildbahn“ umgesetzt werden (und natürlich auch funktionieren) ;-)


Ansgar Lößer: wissenschaftliche Workflows

Ansgar Lößer hofft, mit seiner Forschung interdisziplinär arbeitende Wissenschaftler*innen zu unterstützen. Foto: Christine Wachter

1. Was ist das aktuelle Forschungsthema, an dem Du arbeitest?

Bei meinem Forschungsthema geht es um Data Analysis Workflows (DAW). In verschiedensten Forschungsbereichen nutzen Wissenschaftler*innen Rechensysteme, um große Datenmengen in mehreren Schritten zu verarbeiten und zu analysieren. Dieser Prozess dauert oft Stunden oder Tage und wird auf sehr unterschiedlicher Infrastruktur ausgeführt – von kleinen heterogenen Rechenclustern bis hin zu großen Hochleistungsrechnern. Viele einzelne Schritte und Aufgabenpakete müssen dabei koordiniert werden.

Als Mitglied vom Sonderforschungsbereich FONDA arbeite ich an einer verbesserten Ausführung dieser Workflows. Das Ziel ist, dass DAWs unabhängig von der zugrundeliegenden Infrastruktur genauso effizient, zuverlässig und reproduzierbar ausgeführt werden.

Ich persönlich beschäftige mich mit dem Datenmanagement innerhalb der DAWs – insbesondere auf Netzwerkebene. Dabei beschränke ich mich nicht auf traditionelle verteilte Dateisysteme, sondern interessiere mich auch für ein proaktives Management der Daten. Ebenso möchte ich herausfinden wie neuere Netzwerktechnologien, z.B. SDNs, genutzt werden können, um den Datenaustausch innerhalb von DAWs zu verbessern.

2. Visionär und groß gefragt: Wie könnte Deine Forschung die Zukunft mitgestalten?

Langfristig hoffe ich, dass durch meine Forschung die Arbeit vieler Wissenschaftler*innen einfacher und effizienter wird. In Zukunft müssen Analyseprogramme dann nicht mehr aufwendig für eine gewisse Infrastruktur optimiert werden. Stattdessen werden die Daten automatisch so effizient wie möglich verwaltet – unabhängig davon, ob die Analyseprogramme der Forschenden auf einem lokalen Computer oder in der Cloud ausgeführt werden.

3. Welches Ziel hast Du Dir für die Zeit bei KOM gesetzt?

Mein Ziel ist, das Thema und die vielseitige Forschung meines Berliner Sonderforschungsbereichs mit den Möglichkeiten und der Expertise von KOM zu kombinieren. Da ich mich innerhalb meines SFB auf den Datenaustausch über Netzwerke fokussiert habe, passt dies besonders gut zusammen. Persönlich hoffe ich natürlich, durch die Umsetzung dieses Ziels meine angestrebte Promotion bei KOM erfolgreich abschließen zu können.


Olga Kondatreva: Kommunikation in Kleinsatellitensystemen

Olga Kondrateva möchte mit ihrer Forschung eine bessere Erdbeobachtung durch Kleinsatelliten ermöglichen. Foto: privat

1. Was ist das aktuelle Forschungsthema, an dem Du arbeitest?

Ich forsche zu Kommunikation in Kleinsatellitensystemen.

2. Visionär und groß gefragt: Wie könnte Deine Forschung die Zukunft mitgestalten?

Aufgrund niedriger Produktionskosten werden Kleinsatelliten immer häufiger in verschiedenen wissenschaftlichen und kommerziellen Erdbeobachtungsmissionen eingesetzt. Bei der Kommunikation gibt es jedoch oft einen Engpass wegen technischer Einschränkungen und kurzen Sichtbarkeitsperioden zwischen Satelliten und Bodenstationen. Um eine schnelle und zielgerichtete Analyse von Fernerkundungsdaten zu gewährleisten, sind anwendungsspezifische Kommunikationsprotokolle notwendig. Ich hoffe, dass meine Forschung in der Zukunft Kleinsatelliten für die Erdbeobachtung attraktiver macht und neue Anwendungsszenarien ermöglicht.

3. Welches Ziel hast Du Dir für die Zeit bei KOM gesetzt?

Ich möchte einen Überblick über die Themen, an denen bei KOM geforscht wird, bekommen und neue Kontakte knüpfen. Außerdem würde ich auch gerne bei Gelegenheit mein Forschungsthema vorstellen und Feedback sammeln.


Jan Götte: manipulationssichere Hardware für die private Datenverarbeitung

Jan Götte will mit Technologie dem erstarkenden Autoritarismus Kontra bieten. Foto: Christine Wachter

1. Was ist das aktuelle Forschungsthema, an dem Du arbeitest?

Ich arbeite an sog. Inertialen Hardware-Sicherheitsmodulen (IHSMs). Das sind manipulationssichere „Gehäuse“ für z.B. Server. Sie schützen die in ihnen verbaute Geräte so gut vor physischen Manipulationen (aufschrauben, aufbohren etc.), dass niemand in der Lage ist, das Gerät zu öffnen. „Niemand“ umfasst hier alle – vom gelangweilten Teenager bis hin zum Geheimdienst.

Mit IHSMs können Privatmenschen, NGOs und kleine Unternehmen selbst aus handelsüblichen Komponenten Systeme zur privaten Datenverarbeitung bauen. Die IHSM-Technologie ist patentfrei, und zum Bau eines IHSMs werden keine Spezialbauteile benötigt, die der Kontrolle irgendeines technologischen Gatekeepers unterworfen wären.

2. Visionär und groß gefragt: Wie könnte Deine Forschung die Zukunft mitgestalten?

Inertialen Hardware-Sicherheitsmodule (IHSMs) haben meines Erachtens das Potenzial, eine revolutionäre Technologie im Sinne von Timothy C. May’s „Crypto-Anarchist Manifesto“ zu sein. Sie gibt Privatmenschen erstmals die Möglichkeit, einen Computer zu bauen, der selbst einer Hausdurchsuchung und ausgebildeten IT-Forensikern standhält. Uns, die wir wohl behütete Leben in einer Demokratie führen, mag diese Technologie etwas überflüssig vorkommen. Aber ich denke, dass sie in einer Zeit des weltweit erstarkenden Autoritarismus ein Werkzeug für den Aufbau demokratischer Strukturen ist, das wir gerade gut gebrauchen können.

3. Welches Ziel hast Du Dir für die Zeit bei KOM gesetzt?

Meine Doktorarbeit schreiben. Außerdem wäre es für mich ein persönlicher Win, wenn ich es schaffe, IHSMs so zu popularisieren, dass sie irgendwo auf der Welt gesetzlich verboten werden, weil sie den örtlichen Autoritäten zu viel Angst machen :)


Leonie Reichert: Hoheit über medizinische Daten

1. Was ist das aktuelle Forschungsthema, an dem Du arbeitest?
Ich beschäftige mich vor allem damit, wie man Systeme bauen kann, bei denen Privacy und Sicherheit von Daten (vor allem medizinischen) technisch gewährleistet wird („Privacy-Enhancing Technologies“).

2. Visionär und groß gefragt: Wie könnte Deine Forschung die Zukunft mitgestalten?
Das Ziel meiner Forschung ist es, Methoden zu entwickeln, mit denen Personen die Autonomie über ihre Daten behalten ohne dabei auf moderne Technologie verzichten zu müssen.

3. Welches Ziel hast Du Dir für die Zeit bei KOM gesetzt?
Neue Kontakte knüpfen, vielleicht bei ein paar interessanten Vorlesungen reinschauen zu Themen, die es in Berlin nicht gab, und meine Doktorarbeit fertig machen.


Leonhard Balduf: verteilte Speicherung von Daten für Blockchain-Anwendungen

Leonhard Balduf forscht am Peer-to-Peer Netzwerk IPFS, welches von Blockchain-Anwendungen genutzt wird. Foto: Toshi Noma

1. Was ist das aktuelle Forschungsthema, an dem Du arbeitest?

Aktuell arbeite ich an einem Projekt mit Protocol Labs. Wir arbeiten mit dem bestehenden Peer-to-Peer Netzwerk IPFS (InterPlanetary File System), welches zur verteilten Speicherung von Daten genutzt wird. Konkret schauen wir uns an, wie sich Daten im Netz verbreiten und zwischengespeichert werden. Das ist nützlich, um zum einen Anfragen mit höherer Wahrscheinlichkeit schneller beantworten zu können und zum anderen sicherzustellen, dass Daten mehrfach gespeichert sind, und damit hoffentlich nicht so schnell verschwinden.

2. Visionär und groß gefragt: Wie könnte Deine Forschung die Zukunft mitgestalten?

IPFS wird von ein paar Blockchain-Anwendungen genutzt, z.B. für einige NFTs. Wir untersuchen aktuell, wie gut sich IPFS für diese Anwendungen eignet, und was man vielleicht besser machen könnte. Das ist relevant, weil für NFTs oft eine Menge Geld ausgegeben wird. Dann wäre es problematisch, wenn der „Unterbau“ nicht solide ist.

3. Welches Ziel hast Du Dir für die Zeit bei KOM gesetzt?

Ich würde gerne mehr mit Studierenden arbeiten. Das ist coronabedingt in den letzten Jahren zu kurz gekommen. Ansonsten möchte ich natürlich promovieren, aber das ist noch nicht akut bei mir.

Beitragsbild: Adobe Stock