Mit Beharrlichkeit gegen alle Zweifler

Prof. Klara Nahrstedt von der University of Illinois at Urbana–Champaign wurde mit dem 5.000 Euro dotierten Robert-Piloty-Preis 2018 der TU Darmstadt ausgezeichnet. Sie war zusammen mit ihrer Mutter, der Robotikpionierin Prof. Ruzena Bajcsy von der UC Berkeley, zu Gast bei MAKI. Zwei spannende Forscherinnen, die um die Spielregeln einer Männerdomäne wissen. Beide zeigten in ihren Vorträgen bei der MAKI Lecture-Serie zu Networking of Women in Computing dem akademischen Nachwuchs, wie es gelingen kann, den eigenen Weg zu gehen.

Beschleunigung von Telepräsenzsystemen

Klara Nahrstedt wurde für ihre bedeutenden wissenschaftlichen Leistungen zur Entwicklung multimedialer Systeme und Netzwerke mit dem Robert-Piloty-Preis geehrt. Ihre Beiträge beschleunigten den erstmaligen Einsatz von Telepräsenzsystemen in der Telemedizin und Fernlehre. Sie ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) in Deutschland und gehört der von der Gemeinsamen Wissenschaftskommission des Bundes und der Länder benannten Exzellenzkommission an. Die Wissenschaftlerin ist seit vielen Jahren dem Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik und dem Fachbereich Informatik der TU Darmstadt eng verbunden – unter anderem als Projektleiterin am Sonderforschungsbereich MAKI.

Einen Platz in der Männerdomäne finden

Normand Paquin, Ruzeny Bajcsy, Klara Nahrstedt und Ralf Steinmetz. Foto: KOM

Klara Nahrstedt und ihre Mutter Ruzena Bajcsy verbrachten insgesamt drei Tage in Darmstadt. Am Tag vor der Preisverleihung fand das sogenannte „Frauenfrühstück“ bei MAKI statt. Eine Gelegenheit für junge Forscherinnen, sich mit erfahrenen Forscherinnen über Fach, Karriere und Persönliches auszutauschen. Nahrstedt und Bajcsy waren nahbar und kommunikativ, was ansteckend auf die Besucherinnen wirkte und dem Namen der Veranstaltung gerecht wurde: Networking of Women in Computing. Ihr anschließende Doppelvortrag war durch die starken biographischen Bezüge besonders lebhaft.

Nahrstedt macht in ihrem Vortrag klar: Mentoring ist ein wichtiger Teil eines erfolgreichen akademischen Lebens. In Ihrem Vortrag zeigte sie, auch basierend auf eigenen Erfahrungen, wie gute akademische Mentorinnen und Mentoren eine integrative, unterstützende Funktion auf den akademischen Nachwuchs haben.

Aufgewachsen unter Hitler und Stalin

Ruzena Bajcsy beim Frauenfrühstück. Foto: KOM

Ruzena Bajcsy inspirierte das Auditorium mit ihrer ereignisreichen Biographie sichtlich. Sie führte sehr persönlich durch 60 Jahre ihres Berufslebens. Die 1933 in der Tschechoslowakei geborene Jüdin vergrub sich in jungen Jahren tief in die Mathematik, als Hitler an die Macht kam. Die Liebe zum Wissen führte sie letztendlich zum Ingenieurstudium.

Etwa 15 Jahre nach der Stalin-Ära bekam Bajcsy 1967 die Gelegenheit, nach Stanford zu gehen. Dort hatte sie das Privileg, bei Prof. John McCarthy, dem Vater der Künstlichen Intelligenz, zu studieren. Ihr 1979 gegründetes Robotik-Labor namens GRASP (General Robotics and Active Perception) ist inzwischen weltweit bekannt. Sie resümiert: „Als Frau gab es während meiner Karriere viele Zweifler. Was kann sie, wird sie stark genug sein, um mit dem Rest der Welt zu konkurrieren, warum sollte eine Frau überhaupt arbeiten? Doch: Ich war beharrlich! Das ist der Schlüssel zu meinem Erfolg. Und ich liebe es, zu lernen.“

Beitragsbild: Gregor Rynkowski, Text: Thomas Lenz/Jörg Feuck