Frauen, die die Wahl haben: Gleichstellung bei MAKI

Geschlechtergerechtigkeit ist am Sonderforschungsbereich MAKI keine hohle Phrase, die dem Zeitgeist braverweise ein bisschen schmeichelt. Das Vernetzungstreffen Networking of Women in Computing, die Ruzena Bajcsy Lectures on Communications und der MAKI Female Student Travel Award sind Best-Practice-Beispiele für eine gelebte Gleichstellungspolitik mit Vorbildcharakter. MAKI hat Ideen und Impulse aufgegriffen und in einem wegweisenden Gleichstellungskonzept vereint, das seinesgleichen sucht. Wir haben nachgefragt und recherchiert, was das mit dem Franziska-Braun-Preis gekrönte Konzept ausmacht und waren verblüfft.

Weibliche „Role Models“ als Inspiration 

Das Networking of Women in Computing bei MAKI ist eine vielseitige Plattform zum Austausch: Studentinnen, Doktorandinnen und Postdoktorandinnen bekommen die Möglichkeit, in lockerem Rahmen mit einer internationalen Gastwissenschaftlerin ins Gespräch zu kommen. Die Vernetzung und der Erfahrungsaustausch stehen dabei im Vordergrund. Beim vergangenen Mal war Prof. Silvia Santini zu Gast, die an der schweizerischen Universität in Lugano lehrt und selbst Mutter ist. MAKI-Mitarbeiterin Britta Frischmuth-Zenker erhielt durch Santini einen spannenden Einblick in die internationale Perspektive auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: „In der Schweiz ist es im Vergleich zu Deutschland wesentlich schwerer, Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen. Abseits der gesetzlichen Regelungen gibt es bei uns eigenes Eltern-Kind-Zimmer, damit die Betreuung der Sprösslinge leichter fällt.“ Tatsächlich ist Deutschland in Bezug auf den Mutterschaftsurlaub im europäischen Vergleich auf dem zweiten Platz. Umso schöner zu sehen, dass MAKI als Arbeitgeber noch einmal mit speziellen Räumlichkeiten zur Kinderbetreuung nachlegt.

Prof. Bettina Kemme bei MAKI. Foto: T. Lenz

Ein weiteres Highligt der letzten Wochen, das sich dem Thema Gleichstellung verpflichtet fühlt, ist die Ruzena Bajcsy Lecture on Communications. Prof. Ruzena Bajcsy ist nicht nur eine Pionierin in der Informatik, sondern auch ein weibliches „Role Model“ für Frauen in diesem Bereich. Sie studierte und promovierte in den 1960er Jahren. Damit war sie eine der ersten Frauen in der Slowakei mit einem Doktortitel und ist eine vielfach ausgezeichnete, international renommierte Wissenschaftlerin, die sich besonders als Namensgeberin dieser 2014 gegründeten Veranstaltungsreihe eignet. Ihre Tochter ist im Übrigen auch Professorin. Sie forscht bei MAKI und ist dort in der Gleichstellung aktiv: Prof. Klara Nahrstedt. Die mitreißende Lecture hielt dieses Jahr Prof. Bettina Kemme von der McGill University in Montreal. Kemme ist ebenfalls eine, die es geschafft hat und zeigt: Informatik keine reine Männerdomäne.

„Gleichstellung ist bei MAKI ein Leitungsthema“

Dr. Zeynep Tuncer ist Geschäftsführerin bei MAKI. Sie stellt klar, worum es beim Gleichstellungskonzept geht: „Leider ist die Anzahl der Studentinnen und Wissenschaftlerrinnen in den MINT-Fächern immer noch stark unterrepräsentiert und strukturell benachteiligt. Dank der DFG-Gleichstellungsmittel haben wir die Chance Schülerinnen, Studentinnen und Wissenschaftlerinnen aktiv zu unterstützen. In diesem Rahmen haben wir den Female Student Travel Award ins Leben gerufen, wo der Besuch einer Konferenz im Ausland ermöglicht wird. Dadurch konnten wir auch schon eine Mitarbeiterin gewinnen, die jetzt bei uns promoviert. Das zeigt, wie wichtig und erfolgreich unsere Arbeit ist.“ Der Female Student Travel Award zeichnet besonders gute Studienleistungen von Studentinnen der Elektro- und Informationstechnik sowie der Informatik (und verwandter Studiengänge) aus und wird von den Sonderforschungsbereichen MAKI und CROSSING gesponsert. Die Preisträgerinnen haben dadurch die riesige Chance bei großen Konferenzen wie beispielsweise der Grace Hopper Celebration of Women in Computing oder der Informatica Feminale teilzunehmen. Felicia Ruppel, Rojda Cicek und Antonia Gießler sind die stolzen Preisträgerinnen, die je nach Konferenz mit dem Flugzeug bis Toronto oder Los Angeles zur Konferenz fliegen dürfen.

Eine von drei Preisträgerinnen: Felicia Ruppel mit Prof. Andy Schürr. Foto: T. Lenz

Felicia Ruppel ist sich der Relevanz solcher Förderpreise sicher: „Es sind auffällig wenige Frauen in meinem Fach. Gleichstellung ist wichtig, da viele Frauen, trotz ihres Talents, gar nicht auf die Idee kommen, in die Ingenieurwissenschaften zu gehen. Hier sollte das Interesse geweckt werden. Ich selbst erhoffe mir durch den Award ein Netzwerk aufzubauen, Inspiration zu finden und mich über Karrierewege auszutauschen.“ Dr. Karin Süß, die im Gleichstellungsbüro der TU Darmstadt arbeitet, zeigt sich angetan über das Gleichstellungskonzept: „MAKI ist Vorreiter in Sachen Engagement und Kreativität bei der Gleichstellung. Dahingehend setzt der Sonderforschungsbereich Maßstäbe und ist ein Best-Practice-Beispiel. Hier ist Gleichstellung kein Anhängsel, sondern ein Leitungsthema.“ Was viele verwechseln: Eine Förderung von Frauen in den Ingenieurberufen ist keine Zwangsmaßnahme, um die Quote zu erfüllen, sondern ein Möglichkeits- und Chancenraum für Interessen. Beiden Geschlechtern sollten die beruflichen Möglichkeiten ihrer Interessenlagen offen stehen und nicht durch tradierte Rollenmuster versperrt bleiben.