Freiwillige vor: Ohne persönliches Engagement funktioniert das Wissenschaftssystem nicht

Die vergangenen Wochen war ich viel unterwegs – von der eLearning-Fachtagung DeLFI in Freiburg bin ich direkt nach Graz gefahren. Dort fand die EC-TEL statt, eine wissenschaftliche Konferenz für Lernen mit Hilfe von Technologien. Eigentlich eine europäische Konferenz, kommen dort inzwischen Wissenschaftler aus aller Welt zusammen, um neue Technologien zur Unterstützung von Lernprozessen vorzustellen, über eigene Erfahrungen zu berichten und über die Zukunft des Lernens zu diskutieren. Die DeLFI dagegen ist der Treffpunkt derjenigen, die sich in Deutschland mit dem Thema E-Learning primär aus Sicht der Informatik beschäftigen. Sie wird ausgerichtet von der Fachgruppe E-Learning der Gesellschaft für Informatik.

Ohne Helfer keine wissenschaftlichen Konferenzen

Wissenschaftliche Konferenzen leben davon, dass sich freiwillige Helfer finden, die die Veranstaltungen planen und organisieren – in ganz unterschiedlichen Rollen. Um meinen Teil dazu beizutragen habe ich in diesem Jahr auf der DeLFI den sogenannten „Workshop Chair“ übernommen. Gemeinsam mit den Programmkomitee-Vorsitzenden habe ich mich um die Einwerbung und Auswahl von Workshops gekümmert, die Abstimmung mit den einzelnen Workshoporganisatoren durchgeführt und die Workshop Proceedings zusammengetragen und online veröffentlicht (Danke an Stephan Trahasch für die Einladung). Diese Aufgaben habe ich übernommen, da ich mich mit der DeLFI schon seit Jahren verbunden fühle und meine Erfahrung in der Organisation von Workshops einbringen konnte. Die Workshops der DeLFI waren durchweg gut besucht waren und es gab einige interessante Diskussionen. Damit diese nicht in den Workshop-Gruppen blieben, haben wir in diesem Jahr  in der ersten Konferenzsession alle Teilnehmer der DeLFI im Rahmen von Kurzvorträgen über die Ergebnisse der Workshops informiert.

Im Gegensatz zur DeLFI, die ich jährlich besuche, war ich auf der EC-TEL persönlich nur bei der ersten Ausrichtung 2006 präsent, danach erst wieder in 2012 und 2013. Allerdings konnten in fast jedem Jahr Mitarbeiter aus meiner Gruppe ein oder sogar mehrere Paper dort vorstellen. Einigermaßen überrascht war ich daher, als ich letztes Jahr im Dezember gefragt wurde, ob ich denn Lust hätte, den Programmvorsitz zu übernehmen –  eine besondere Aufgabe. Da ich die Qualität der EC-TEL sehr schätze, habe ich natürlich gerne zugesagt. Bei der EC-TEL gibt es im Gegensatz zur DeLFI ein größeres Team von sogenannten Chairs. Meine Aufgabe bestand in Zusammenarbeit mit Sara de Freitas von der Murdoch University (Australien) das Programm zu entwerfen. Dafür mussten wir das Grundthema der Konferenz festlegen, den „Call for Papers“ gestalten, ein Programmkomitee zusammenstellen, wobei wir in der Regel auf die Mitglieder des Vorjahres zurückgreifen konnten, den Begutachtungsprozess organisieren, die letzte Entscheidung über die Annahme der eingereichten Beiträge auf Basis der Gutachten treffen, die Proceedings erstellen und letztlich die einzelnen Sessions planen.

Klingt nach einer Menge Arbeit? Ist es auch. Bereits im Dezember 2013 mussten wir mit den Planungen anfangen und uns kontinuierlich mit den Teilaufgaben befassen. Trotzdem bin ich froh, dass ich diese Arbeit, gemeinsam mit zahlreichen anderen Kollegen, machen durfte. Zum einen, da die Zusammenarbeit toll funktionierte und jede Menge Spaß gemacht hat, zum anderen aber aus einem ganz entscheidenden Grund:

Ohne wissenschaftliche Konferenzen keine Wissenschaft

Wenn Wissenschaftler sich nicht für Konferenzen und Workshops engagieren funktioniert die Wissenschaft nicht. Das fängt bei der Mitgliedschaft in Programmkomitees und der Begutachtung von Beiträgen an und hört bei der Übernahme von Aufgaben in der Organisation auf. Wenn diese Aufgaben nicht von freiwilligen Helfern übernommen werden, gibt es bald nur noch Konferenzen von kommerziellen Anbietern. Die haben allerdings nicht in erster Linie die Förderung der Wissenschaft im Sinn. Das primäres Ziel dieser Ausrichter lautet meist: möglichst viele Teilnehmer auf eine Konferenz zu bekommen, um Gewinn zu machen. Das hat mit Wissenschaft wenig zu tun und die Qualität der Beiträge leidet darunter.

Konferenzen sind aber außerordentlich wichtig für den wissenschaftlichen Austausch – und deshalb brauchen wir hochwertige Konferenzen, die eben vom freiwilligen Engagement der beteiligten Wissenschaftler leben.

Daher geht mein Dank an alle beteiligten Kollegen für die gelungene Umsetzung der DELFI und EC-TEL in diesem Jahr und gleichsam wünsche ich mir, dass wir es gemeinsam auch in Zukunft schaffen, qualitativ hochwertige, nicht-kommerzielle Konferenzen zu organisieren. Wir freuen uns über jeden neuen Kollegen, der mithelfen möchte. Ich kann jedem versprechen, dass er dabei viel lernt und andere engagierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen trifft.

Weitere Informationen:

Bildquelle: Delfi 2014 Google+-Gruppe