Helfer im Ernstfall: App unterstützt Menschen in Katastrophengebieten

Bei SMARTER beschäftigen wir uns, ähnlich wie im Projekt NICER, mit der Kommunikation in Katastrophenszenarien. Wie können sich Menschen austauschen und organisieren wenn die bekannten Kommunikationswege versagen, beispielsweise aufgrund eines flächendeckenden Stromausfalls? Unser Ziel bei SMARTER ist es Menschen dabei zu unterstützen sich nach einer Katastrophe selbst zu organisieren. Die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung soll gestärkt werden.

Welche Nachrichten sind im Notfall wirklich relevant?

Dafür entwickeln wir eine Smartphone-App, die speziell für den Einsatz in den ersten zwei bis fünf Stunden nach einer Katastrophe gedacht ist, noch bevor Schutzeinheiten vor Ort sind und die Kontrolle und Organisation übernehmen können. Im Fokus steht eine verlässlich funktionierende Kommunikation über die App, die außerdem die Relevanz einer Nachricht erkennen kann. Die App ermöglicht es Menschen in erster Linie überlebenswichtige Informationen auszutauschen. Sie können sich beispielsweise gegenseitig über verletzte Personen oder den Verbleib von wichtigen Ressourcen informieren. Die Besonderheit ist, dass die Nachrichtenübermittlung abhängig vom Nachrichtentyp priorisiert wird. Nachrichten, die einen Notruf enthalten, sind wichtiger als andere Informationen und werden bevorzugt weitergegeben. Erst wenn lebensnotwendige Absprachen geklärt sind, werden beispielsweise organisatorische Absprachen durchgestellt.  „Ich habe Sand, wer hat Säcke?“, ist ein mögliches Beispiel für so eine Absprache, falls bei Hochwasser kurzerhand ein Damm errichtet werden muss. Energieeffizient muss die App außerdem sein, da nach einem Stromausfall Akkus nicht mehr aufgeladen werden können. Da mit dem Restakku im Gerät also möglichst sparsam umgegangen werden muss, sollten auch nur wirklich wichtige Informationen übermittelt werden. Denn jedes nicht gesendete Datenpaket bedeutet mehr gesparte Energie. Um den Nutzer mit der App schon vor einer Katastrophe vertraut zu machen, werden außerdem eine Reihe von Präventivdiensten integriert, beispielsweise ein Warnsystem vor Unwetter.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern

Im Projekt arbeiten wir unter anderem mit der Darmstädter Wer denkt Was GmbH, die sich intensiv mit dem  kartenbasierten Diensten beschäftigt. Karten sind sinnvoll, um sichtbar zu machen, wo im Katastrophengebiet welche Art von Hilfe benötigt wird. Kollegen von der Universität Kassel aus der Projektgruppe Verfassungsverträgliche Technikgestaltung (PROVET) beschäftigen sich zusätzlich mit wichtigen rechtlichen Aspekten. Offen ist beispielsweise die Frage, in welchem Notfallszenario man die Sensordaten oder Kommunikationsschnittstellen eines Smartphones verwenden darf, um damit Hilfe zu organisieren. Außerdem wird ein Kommunikationskanal in der App zu BOS –Netzen (BOS steht für „Behörde und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“) integriert, damit auch professionelle, lokale Helfer schnell in das SMARTER-Netzwerk eingebunden werden können. Unter anderem sollen  die Behörden über die App Informationen beziehen, die ihnen dabei helfen, den eigenen Einsatz besser vorzubereiten. Außerdem sollen die Behörden die Möglichkeit haben über die App gezielt Handlungsempfehlungen und Expertenwissen an die Bevölkerung weiterzugeben und Aufträge zu verteilen, um das Selbsthilfepotenzial der Bevölkerung besser zu nutzen.

Praxistext zum Abschluss

Zum Abschluss des Projekts ist ein großer Feldtest geplant. Das Szenario: Ein Stromausfall, ausgelöst durch ein Unwetter, in einer mittleren Stadt. Mit  rund 150 Menschen wird ein Katastrophenszenario nachgestellt, bei der sich die Menschen mit der Hilfe der SMARTER-App koordinieren und helfen sollen. Die Funktionalität und Anwendbarkeit der SMARTER-App unter realen Bedingungen bei realistischem menschlichen Verhalten haben absolute Priorität und müssen getestet werden, bevor die App nach einer echten Katastrophe eingesetzt werden kann. Basierend auf den Ergebnissen kann die App dann weiter verbessert werde, so dass sie in einem tatsächlichen Notfallszenario ein echter Helfer ist.

Mehr Infos zum Projekt

Programm
Forschung für die zivile Sicherheit
Bekanntmachung: „Zivile Sicherheit – Schutz und Rettung bei
komplexen Einsatzlagen“

Gesamtzuwendung
2,2 Mio. €

Projektlaufzeit
03/2015 – 02/2018

Projektpartner
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
(BBK), Bonn
Hessisches Telemedia Technologie Kompetenz-Center e. V.
(httc), Darmstadt
Technische Universität Darmstadt
Universität Kassel

Assoziierte Partner:
Deutsche Telekom Technik GmbH, Bonn
Vodafone GmbH, Düsseldorf
Feuerwehr Frankfurt am Main
Feuerwehr Darmstadt
Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), Bonn

Im Unterauftrag:
Institut für Gefahrenabwehr GmbH, St. Augustin
Wer denkt was GmbH, Darmstadt

Verbundkoordinator
Dr. Jutta Helmerichs
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
E-Mail: jutta.helmerichs@bbk.bund.de

Bildquelle: Aparejador, Flickr