Einstieg in EU-Projekt leicht gemacht: Tipps für einen erfolgreichen Antrag

Im Sommer war ich in Berlin auf der Veranstaltung „Creative Europe meets Horizon 2020“ und habe einen Vortrag zum Thema „EU-Projekte“ gehalten – welche Themen haben Potenzial, wie sind die Erfolgsaussichten, welche Schritte sind notwendig, was sind die kritischen Punkte bei der Antragsstellung? Einige meiner Erfahrungen, die ich sammeln konnte, als ich Anträge für Serious-Games-Projekte an der TU Darmstadt gestellt habe, möchte ich gerne hier teilen.

Darauf sollte man achten, wenn man ein EU-Projekt erfolgreich beantragen will

EU-Projekte sind an sich sehr attraktiv. Warum? Hohe Fördersummen (75% + Overhead = „volle Finanzierung“) und lange Projektlaufzeiten, meist 3 Jahre, sind im Vergleich zu anderen Förderinstrumenten positiv. Da EU-Projekte sehr stark auf internationale und interdisziplinäre „Science meets Business“-Kooperationen ausgelegt sind, hat man die Chance, mit international führenden Unternehmen und Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten. In den Projekten wird meist mit starkem Praxisbezug gearbeitet, anders als beispielsweise bei DFG-Forschungsprojekten, wo die Grundlagenforschung stärker im Mittelpunkt steht. Das ist gerade für Unternehmen toll, für die aktuelles Wissen aus der Forschung wichtig ist und die Wert legen auf konkrete Ergebnisse anhand von realen Beispielen.

Dem gegenüber steht jedoch ein hoher administrativer Aufwand für die Antragsstellung und auch im laufenden Projekt. Für die Antragsstellung sollte man als Einsteiger mit mindestens einer Woche Netto-Aufwand rechnen, vorausgesetzt, man hat einen erfahrenen Antragsteller zur Seite als Unterstützung bei der Beantragung. Selbst wenn man einen richtig guten Antrag schreibt, ist die Chance, die Fördergelder auch wirklich zu bekommen, leider gering: Die Förderquote beträgt in manchen Themengebieten gerade einmal 3-5%; in anderen immerhin ca. 20-30%. Die Konkurrenz ist sehr groß und viele, sehr gute Anträge zu wichtigen Forschungsvorhaben, in die viel Zeit und Wissen geflossen sind, werden daher nicht genehmigt. Das muss einem klar sein, bevor man sich an die Arbeit macht – sonst gibt’s schnell lange Gesichter.

Hilfreich ist es auf jeden Fall zunächst selbst einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und im Auftrag der EU als Gutachter oder Evaluator von Projekten und Anträgen zu fungieren. So lernt man automatisch die Prozesse kennen und weiß dann, worauf es bei erfolgreichen Anträgen ankommt. Ganz nebenbei kann man so auch inhaltliche Erkenntnisse in den eigenen Themengebieten erlangen. Wie werde ich Gutachter: Notwendig dazu ist ein Eintrag in die Datenbank der Research Executive Agency (REA) – dort  braucht es einen Nachweis über die eigenen Expertise und entsprechend gute Englischkenntnisse – das sollte klar sein. Einen guten Teil der Evaluationsarbeiten lassen sich am eigenen Schreibtisch erledigen, allerdings muss man damit rechnen, auch „vor Ort“ in Brüssel (ggf. Luxemburg) eingesetzt zu werden. Positiv: Die Arbeit als Experte für die REA wird entsprechend entlohnt.

In drei konkreten Schritten zum erfolgreichen EU-Antrag:

Schritt 1:
Finden Sie eine passende Ausschreibung zu Ihrem eigenen Thema oder suchen Sie nach Ausschreibungen, in denen Sie Ihr Thema irgendwie sinnvoll einbringen können.

Schritt 2:
Ein Antrag für ein EU-Projekt steht und fällt mit der Qualität des Konsortiums. Überlegen Sie vorab, wen Sie in Ihrem Netzwerk aktivieren können und bedenken Sie, dass die Ausrichtung international sein sollte. Gerade kleine KMU ohne EU-Erfahrung sind auf „door opener“ angewiesen und sollten nach erfahrenen EU-Antragsstellern aus Forschung oder Industrie suchen, mit denen sie kooperieren können. Diese Partner verfügen in der Regel auch über entsprechende Netzwerke, in die man als Neuling reinkommen muss.

Schritt 3:
Klingt einfach, ist es aber nicht: Erstellen Sie ein „Winner Proposal“.
Ihr Antrag muss nicht nur gut, sondern exzellent sein. Bewertet wird grob nach folgenden Kriterien:

– Excellence
– Implementation
– Impact

Insbesondere dem „Impact“ sollte man besondere Aufmerksamkeit im Antrag widmen. Welche Relevanz hat das vorgeschlagene Forschungsthema? Entsteht daraus gesellschaftlicher Nutzen? Steckt in der Idee wirtschaftliches Potenzial? Wer den „Impact“ der eigenen Forschungsarbeit nicht im Detail skizzieren kann, sollte seinen Antrag gar nicht erst losschicken.

Wer mehr Fragen zum Thema „Antrag für EU-Projekt“ hat, der kann mir gerne eine E-Mail schreiben.

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