Besuch im Silicon Valley: Deutsche Startups sollten Produkte entwickeln, die zum deutschen Markt passen

Anfang Mai war ich gemeinsam mit Ministerpräsident Volker Bouffier und zahlreichen Kollegen aus Wissenschaft und Praxis, unter anderem auch TU-Präsident Hans Jürgen Prömel, auf Delegationsreise in das Partnerland von Hessen, namentlich Wisconsin. Besonders wichtig war mir der Abstecher ins Silicon Valley.

Das Ziel der Reise nach Kalifornien: Die dortige Kultur aus nächster Nähe erfahren, davon lernen und Kontakte mit Verantwortlichen aus Wissenschaft und Praxis knüpfen, um neue Projekte anzustoßen. Zu Besuch waren wir unter anderem bei Tesla, HP, Google, der Stanford University  und der Berkeley University.

„Wir leben in einer globalisierten Welt und unsere Unternehmen müssen weltweit aufgestellt sein. Für die hessische Wirtschaft ist der US-Markt von großer Bedeutung. Rund 13 Prozent aller Exporte gehen in die Vereinigten Staaten“, sagt Bouffier.

Ein zentrales Thema, das auf der Reise kontrovers diskutiert wurde und das mir besonders im Gedächtnis blieb: Wie finanziert man neue Projekte und technologische Innovationen und bezieht dabei Universitäten und Studierende stärker ein? Im Silicon Valley wird diese Frage ganz einfach beantwortet: dort dreht sich vieles um VC, Venture Capital, zu deutsch Risikokapital.

Anstatt viele Jahre an einem perfekten Produkt zu forschen, das am Ende ein anderer Unternehmer früher auf den Markt bringt, wird im Silicon Valley deutlich schneller gehandelt.

Die vielen Millionen US-Dollar, die die neuen technologischen Entwicklungen im Silicium-Tal überhaupt erst ermöglichen, werden nicht zwingend auch dort erwirtschaftet, sondern von außen investiert. Erst durch diese Investitionen haben Startups die Chance, neue Ideen weiterzuentwickeln und reifen zu lassen, um eine Unternehmung daraus zu formen. Dafür braucht es neben dem Startkapital,dem technologischen Verständnis und sehr viel Engagement auch Zeit und betriebswirtschaftliches Know-how.

Studierende und Investoren vernetzen, Scheitern ist erlaubt

Insbesondere die Vernetzung von Geldgebern, erfahrenen Geschäftsleuten und studentischen Teams ist in den USA deutlich enger. Ambitionierte Ausgründungen von besonders talentierten Studierenden gehören dort zum Alltag und treffen stets auf offene Ohren und einfache Prozesse. Der Weg wird dem Unternehmernachwuchs bereitet, statt diesen mit übertriebener Bürokratie und Zukunftsängsten von der Gründungsidee abzubringen.

Viele der finanzierten Projekte scheitern.

Die Kapitalgeber kennen die Situation und wissen, dass viele der finanzierten Projekte scheitern werden, lassen sich davon aber nicht abschrecken. Ihnen ist klar, dass andere startende Unternehmen dafür umso erfolgreicher sein werden, insbesondere im Silicon Valley. Darauf spekulieren sie, wenn sie ihr Vermögen verteilen.

Anstatt viele Jahre an einem perfekten Produkt zu forschen, das am Ende ein anderer Unternehmer früher auf den Markt bringt, wird im Silicon Valley deutlich schneller gehandelt. Funktion schlägt Perfektion, ein Launch ist erst der Anfang der Produktreise, nicht das Ende. Es gilt, Prototypen auf hohem Niveau zu bauen und diese kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Unternehmen, denen das im ersten Anlauf nicht gelingt, sind aber nicht unten durch, im Gegenteil – Scheitern gehört zum Prozess. Es gilt, aus den einmal gemachten Fehlern zu lernen und mit neuem Wissen und Erkenntnissen erneut anzutreten.

Am Fachgebiet Multimedia Kommunikation haben wir immer eine offene Tür und ein offenes Ohr für tolle Projektideen.

Unter anderem traf sich unsere Gruppe mit Andreas von Bechtolsheim, Anfang der 80er-Jahre war er Mit-Gründer von Sun Microsystems. Er ist selbst erfahrener Investor und gab uns seine Einschätzung, woran es dem deutschen Innovations- und Investitionsmarkt noch mangelt.

Bei Produktideen und auch beim Timing sieht von Bechtholsheim Deutschland auf Augenhöhe mit den USA. Schlüsselunterschiede sind aus seiner Sicht, dass der Markt häufig verkannt wird, das heißt, die Produktidee passt nicht zu Deutschland und dass Investitionen ausbleiben.

Auch die Zusammensetzung der Teams, die häufig aus verschiedenen Kompetenzen bestehen müssen, um erfolgreich zu sein, sei in Deutschland viel schwieriger. Das könne dazu führen, dass vielversprechende Projekte langsamer in Gang kommen oder gar nicht erst anlaufen.

Deutschen Startups empfiehlt von Bechtolsheim daher, sich auf Produkte zu fokussieren, die zum deutschen Markt passen. Chancen sieht er insbesondere in der deutschgeprägten „Industrie 4.0“, im Automobilsektor, für Fin-Techs, im Bereich Kommunikationsinfrastruktur, bei mobilen Spielen und den Lebens- und Biowissenschaften.

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Auch wir beim Fachgebiet Multimedia Kommunikation haben immer eine offene Tür und ein offenes Ohr für tolle Projektideen unserer Studierenden. Falls Sie also über eine Geschäftsidee oder Ausgründung nachdenken, sprechen Sie uns an und wir überlegen gemeinsam, wie es weitergehen könnte.