20 Jahre KOM: Alumni-O-Töne II

20 Jahre gibt es das Fachgebiet Multimedia Kommunikation bereits an der TU Darmstadt. Das will gefeiert und reflektiert werden! Beim vergangenen Alumni-Treffen haben wir Ehemalige nach deren Erfahrungen bei KOM befragt. Besonders interessant ist das deshalb, weil der Ton deutlich privater und offener ist, als man das von forschungsgebundenen Interviews kennt: Wir wollten die spezifische Atmosphäre und die Charaktereigenschaften von KOM einfangen. Dieser Beitrag ist der zweite Teil der kleinen Reihe „Alumni-O-Töne“, mit genau einer Frage pro Blog-Episode.

Wie schätzt Du/Sie den Wert Deiner/Ihrer Promotion rückwirkend ein?

 

Carsten Griwodz: „Also ich finde, meine ganzen Bewegungen in der Welt sind alle irgendwie so zwangsläufig passiert, das war immer so. Wenn man dann einen Doktor hat, hat man ja die Möglichkeit mal aus Deutschland rauszukommen und ich bin dann nach Norwegen gegangen. Es hat Möglichkeiten gegeben, Optionen, die ohne die Doktorarbeit ja nicht da gewesen wären. Jedenfalls nicht in der Art. Und diese Möglichkeit in der Forschung zu sein gibt die Möglichkeit mit gewissen Anstrengungen mehr Kontrolle darüber auszuüben was man tut. Das ist, finde ich, gut.“

 

Andreas Faatz: „Naja, ich bin Professor (lacht). Ich brauch sie quasi für das, was ich machen will. Ich war zwischendurch in der Industrie, da war sie wichtig weil ich in der Forschungsabteilung war und natürlich kannst du da quasi so vom Status her nicht ohne Promotion was tun. Jetzt wenn du das ganze Unternehmen siehst, eine Softwarefirma, da kommt‘s wesentlich mehr auf die Skills und die Vernetztheit in der Firma an, würde ich sagen. Hat aber auch damit zu tun, dass ich völlig ungezielt bin in meinen Jobsuchen, das heißt ich hab nie dieses gemacht, so: „Ich guck jetzt auch wirklich mal wo das Promotionsthema in der Industrie vorkommt!“ So hätt ich das machen können, hab ich nicht wirklich gemacht. Das muss man bei mir dazu sagen, ich bin immer so ein bisschen… ungezielt (lacht).“

 

Gunnar Gudmundsson: „Ich meine, diese Zeit hier von 1997 bis 2000 ist sehr viel Wert als Auslandserfahrung: eine neue Sprache kennenzulernen, ein neues Land kennenzulernen und so. Aber auch fachlich, zum Beispiel eine gute Studienarbeit zu schreiben, Diplomarbeit zu schreiben*. Ich hatte vorher nicht soviel über Netzwerke und solche Theorie gelernt, weil ich doch in Island erstmal Vordiplom gemacht habe und dann das Hauptdiplom hier gemacht habe. Ich würde mal sagen, beides, fachlich und auch so als Auslandserfahrung ist es mir sehr viel wert gewesen.“ *[Gunnar Gudmundsson verfasste seine Studien- und Diplomarbeit bei KOM, nicht die Dissertation]

 

Sebastian Kaune: „Im Endeffekt, also mir hat sie sehr viel gebracht, ich würd‘s nicht missen wollen. Aber ich seh‘s jetzt nicht, also der Titel an sich, sondern eher diese Zeit, sich nochmal mit sich selbst zu beschäftigen und diese Herausforderung. Das ist ja nichts, was man irgendwie in einem Monat löst, sondern das geht über eine Durststrecke von vier Jahren oder fünf Jahren, je nachdem wie schnell man ist. Und man muss sich immer wieder ständig neu motivieren. Das nimmt man mit in ein Unternehmen. Man kriegt da auch oftmals Aufgaben hingeworfen, man muss die eigenständig lösen und da ist man gut aufgestellt, definitiv.“

 

Krishna Pandit: „Ich bin ja jetzt in der Industrie und da ist es zum Beispiel so, das kann ich dir mal zeigen, da ist der Firmenausweis, du hast eine eigene Zeile nur für die Titel, das heißt so hoch wird das gehängt. Aber was vielleicht noch interessant ist, also ich hab mir ja dann irgendwann mal die Frage gestellt: Was macht eigentlich gute Forschung aus? Hab ich mir natürlich erst nach meiner Promotion gestellt. Und dann hab ich die letzten acht Jahre damit verbracht in meiner Freizeit Philosophie zu studieren und habe da dann auch einen Studienschwerpunkt auf Wissenschaftstheorie, also was ist Wissenschaft.“

 

Dieter Schuller: „Ich beziehe es auf mich: Ich hab mich durch die Promotion auf jeden Fall ein riesengroßes Stück menschlich weiterentwickelt. Bezüglich Methodik, Herangehensweise, genau hinhören und hinterfragen, bezüglich Lücken sehen und suchen und auf das Wesentliche, quasi auf das Problem fokussieren. Ich hab durch die Promotion eine, ich weiß nicht, eine strukturierte Herangehensweise erlernen müssen. Und irgendwo auch gelernt, mit Druck ein bisschen besser umzugehen. Und Interaktion mit anderen; im kooperativen Kontext. So, mal ganz plakativ: Der Titel hat mir ein sehr hohes Einstiegsgehalt beschert! Dass ich den Doktortitel habe, hat mir ein Stück weit dabei geholfen, den Fuß in die Tür zu kriegen.“

 

Achim Steinacker: „Wenn es jetzt um den reinen Titel geht und die Auswirkungen auf die Karriere, würde ich sagen: verschwindend gering. Wenn es um die eigentliche Zeit hier geht, da würde ich sagen: sehr hoch. Auf die menschliche Ebene bezogen ist es die Art der Arbeit; was ich hier gemacht hab und wie ich’s machen konnte. Das bezieht sich wieder auf das mit der Freiheit. Das fand ich sehr, sehr gut. Und da hab ich mir selbst auch viel mitgenommen. Nicht nur für mich persönlich, sondern quasi wie ich jetzt mit Leuten umgehe, wenn ich Aufgaben übertrage. Und für das Dann und Wann, der aus irgendeiner Ecke hervorkriechende Stolz, dass man promoviert ist, ist natürlich auch nicht schlecht, aber dafür braucht man’s nicht machen. Und für die Karriere meiner Ansicht nach auch nicht.“

Fotos: Matthias Bastian